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Das Elefantenrennen

Reporter:
Eine gemütliche, entspannte Atmosphäre herrscht hier im Führerhaus des Kühltransporters der Stenkelfelder Spedition "Oettinger". Am Steuer sitzt Kraftfahrer Georg Harthölter, kurz vor Neumünster hat er zu einem Übervorgang auf einen norwegischen Sattelschlepper angesetzt; mittlerweile haben wir die Abfahrt "Kassel-Nord" hinter uns gelassen. Herr Harthölter, können Sie denn schon ungefähr abschätzen, wann wir am Norweger vorbei sind?

Harthölter:
Ja, also dat geht heute schneller als erwartet, nich, Sie sehen ja selbst, wir sind in Höhe der ersten Hinterachse, so dass man also sagen kann: Frankfurter Kreuz ungefähr erreichen wir das Stützgelenk vom Auflieger und denn kommen auch schon bald die Rücklichter vonner Zugmaschine in Sicht, nej. Und ich glaube - also, ich will da nicht zu viel versprechen, dass wir kurz vor der österreichischen Grenze den Kollegen dann auch zu Gesicht kriegen.

Reporter:
Glaube Sie, aha, nun ist im Laufe der letzten Stunden hinter uns doch einige Unruhe aufgekommen, ich sehe hier im Rückspiegel Lichthupensignale, wildes Gestikulieren eines Fahrers in einem schwarzen Sportwagen...

Harthölter:
Ach kuck! Der war vorhin noch weiß, hehe. Ja nun, ich fahr noch diesen alten Winterdiesel auf, nej, der pafft wat weg!

Reporter:
Wann genau, Herr Harthölter, habe Sie sich denn zu diesem Überholmanöver entschieden?

Harthölter:
Ja, also dat war letzte Nacht, nich, kurz hinter der dänischen Grenze, auf der Gefällstrecke zwischen Harrislee und Tarp hab ich gemerkt, dass ich gut und gerne 1,7 Zentimeter pro Stunde schneller bin als der Norweger, nej, ja, und dann bin ich kurz vor Neumünster links raus, dafür is dat hier doch zweispurig.

Reporter:
Ja, aber ist das denn nun ein Zeitgewinn, der sich letztlich auszahlt?

Harthölter:
Interessiert mich nicht! Ich fahr hier auf Akkord, da zählt jede Sekunde, und außerdem habe wir leicht verdorbene Ware an Bord.

Reporter:
Sie meinen sicher "leicht verderbliche"...

Harthölter:
Ja, nix, das sind Küchenabfälle ausser Stenkelfelder Großküche, die waren ursprünglich für die Lufthansa gedacht, nich, aber jetzt sollen die doch als Viehfutter nach Albanien.

Reporter:
Ja, äh, mittlerweile ist hinter uns ein gewisser Stau entstanden, ich schätze mal, so um die 600 Kilometer werden's wohl sein, hat man da, Herr Harthölter, als Lkw-Fahrer nicht auch gelegentlich mal ein schlechte Gewissen.

Harthölter:
Na ja, äh, manchmal denkt man schon drüber nach, nich, ob da hinten vielleicht kleine Kinder mal müssen oder ob's da einer mal eilig hat, weil inzwischen der Urlaub zu Ende ist, nich, aber Sie sehen's ja selbst, seit anderthalb Stunden kreisen hier Hubschrauber, und denn weiß man: Die werden versorgt, da werden Getränke und warme Wolldecken gebracht, nich, und dann ist man am Lenkrad doch wieder entspannter also, dat könne ihnen alle Kollegen im Güterfernverkehr bestätigen.

Reporter:
Ja, soviel hier aus dem Führerhaus des Kühltransporters der Spedition "Oettinger" und damit zurück ins Funkhaus.

Harthölter:
Ja, können Sie gerne mal versuchen, hehe.
 

 
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02.03.2024

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